12.05.2014 bis 15.05.2014
Auf gut 4700 Metern, bei Minusgraden und Schneefall reisen wir zum zweiten Mal nach China ein. Diesmal über den Kunjerab-Pass. Wir fahren durch das massiv wirkende Tor der Chinesen, nach ein paar Kilometern müssen wir anhalten und warten. Wir vermuten hier den gefürchteten ersten Polizei- bzw. Militärposten. Vorsorglich haben wir all unsere Lebensmittel gut versteckt, da wir in mehreren Reiseberichten gelesen haben, dass einem alles abgenommen wird. Die nächsten zwei Stunden sehen wir zu, wie die armen Pakistanis von den Soldaten schikaniert werden. Ihre Waren von und aus den Kleintransportern räumen müssen, alles wird gescannt und Pakete werden geöffnet. Auf der anderen Seite des Gebäudes muss wieder aufgeladen werden. Ist hier sonst immer gutes Wetter oder warum gibt es keine Überdachung? Dann sind wir dran. Wir sollen unser Gepäck ins Gebäude bringen. Wir versuchen die nicht englisch sprechenden Chinesen davon zu überzeugen, dass das bei uns nicht so einfach möglich ist. Während Armin alle Kisten aus dem Auto räumt, stehen bei uns bis zu sieben Grenzpolizisten im Fahrzeug und lassen sich die Schränke und Schubladen öffnen. Zu unserer Überraschung darf sogar das „Opfergemüse“ und die Milch im Kühlschrank bleiben. Als Armin seine Kisten wieder im Fahrzeug eingeräumt hat geht es im Konvoi mit den vorher kontrollierten Kleinbussen in die ca. 90 Km entfernte Grenzstadt Taschkurgan. Hier werden die Formalitäten erledigt. Die Pässe der Fahrer werden solange von einem Polizisten einbehalten.
Die Uhren werden offiziell drei Stunden vor gestellt! Ein Land – eine Zeitzone. Inoffiziell haben die hier lebenden Ulguren eine eigene, realistischere Zeitrechnung, nämlich plus 1 h. So wie es später in Kirgisistan auch sein wird.
In der Abenddämmerung kommen wir in Taschkurgan am Zollhof an. Hier müssen wir durch einen sinnlosen „Desinfektions-Sprünebel“ fahren. Dafür wollen sie umgerechnet 8 €!!! Wir haben natürlich noch keine Yuan. Rupees und Dollar wollen sie nicht. (Anmerkung: Wir sind am Internationalen Grenzübergang PAKISTAN – CHINA) Ein freundlicher Pakistani wechselt uns den Betrag und unsere Fahrzeuge werden „klinisch rein“ desinfiziert.
Wo ist eigentlich unser Guide??? Wir haben schon versucht ihn aus Pakistan telefonisch zu erreichen, auf unsere SMS hat er auch nicht geantwortet.
Glücklicherweise haben wir noch in Gulmit von einem anderen Reisenden eine chinesische SIM-Karte bekommen. So können wir telefonieren und versuchen den Guide zu erreichen…. nix!
Dann rufen wir bei Mr. Wang an, (die letzten Chinadurchquerung sind wir bereits mit ihm gefahren. Da er bereits eine Tour begleitet, hat er eine andere Agentur für uns organisiert). Kurze Zeit später erhalten wir eine SMS mit der Nummer eines neuen Guides.
Der wird morgen früh von Kashgar los fahren und uns dann Mittags mit dem Papierkram helfen. Und was machen wir solange? Ich bin offiziell eingereist. Armin und Stefan bekommen ihre Pässe nicht zurück. Die Autos müssen auf den Zollhof und wir in´s Hotel. Wir regen uns fürchterlich auf, hilft aber nichts. Die Pässe bleiben bei den Uniformierten.
Ein weiterer netter Pakistani bekommt den Disput zwischen Stefan und den Uniformierten mit. Kurzerhand gibt er uns 500 Yuan (über 60 Euro!) und bringt uns zu einem günstigen Hotel. Es ist schon lange dunkel und wir sollen ihm am nächsten Tag das Geld in Rupees zurück geben. Das ist Vertrauen!
Das war die erste ungewollte Nacht außerhalb unseres geliebten Zuhauses und sie war schrecklich. Laut und ungewohnt. Im Nachbarrestaurant gab es zum Frühstück gedämpfte Teigtaschen mit Bärlauch-Hammel-Füllung. Sehr deftig am Morgen, nicht gerade mein Geschmack.
Nachher gehen wir zum Einreisegebäude. Die bewaffneten, gepanzerten, mit Helm geschmückten Bubis (die jungen Soldaten messen ja nicht mehr als 1,60m) wollen unsere Pässe sehen 🙂
Um 12 Uhr kommt tatsächlich unser neuer Guide, Abdul. Kurzes Hallo und weg ist er. Schnell erledigt er den Papierkram für die Fahrzeuge. Armin und Stefan bekommen jetzt, also einen Tag später als ich, auch ihren Einreisestempel. Ja, die Beiden waren „illegal“ im Land! Dann dürfen wir unsere Fahrzeuge abholen und sie beim Zoll vorfahren. Wir müssen jedoch den Zollhof verlassen. Zwei Stunden Mittagspause!
Nach knapp vier Stunden ist die Mittagspause dann doch endlich um, wir dürfen an den wartenden Pakistanis vorbei. Die müssen Stundenlang in der Kälte vor dem Hintereingang ausharren, bis irgendwann die Pause beendet ist. Hier gibt es noch nicht mal einen Warteraum, geschweige denn Sitzgelegenheiten! Die Vorderseite des Gebäudes ist landestypisch sehr pompös gestaltet.
Und dann….nichts, es wird nicht mal die Motornummer kontrolliert! Wir dürfen fahren, aber vorher müssen wir noch 30 Yuan Parkgebühr zahlen?! So etwas wie Quittung gibt es natürlich nicht.
Ich bin stinksauer, am liebsten würde ich jedem dieser scheiß Zollbeamten eine rein hauen.
Die komplette Grenzabfertigung mit all den Schikanen wie Warten, Pässe einbehalten, Kontrollen, einsprachigen Soldaten und Beamten hinterlässt bei uns einen sehr arroganten und menschenverachtenden Eindruck. Ob das beabsichtigt ist?
Nachdem wir getankt haben fahren wir die nächsten sechs Stunden nach Kashgar. 200 Km, davon 80 Km absolute üble Baustelle. Zwei Stunden davon in der Dunkelheit.
Das einzig schöne hier ist die Landschaft, auf 3500 Hm geht es durch schöne schneebedeckte Berge, Gletscher, grüne Wiesen, Bäche, Seen. Gut zum „runter kommen“.
Im Hotel dann die nächsten Unstimmigkeiten. Ausländer dürfen angeblich nicht im Auto schlafen… Wir dürften aber auf dem bewachten Hotelparkplatz (der normalerweise 20Yuan kostet) für 100 Yuan stehen. NEIN, wir wollen das nicht! Es langt mit Schikane und „Money for Nothing“! Wir sind auf die gegenüberliegende Straßenseite gefahren und haben dort übernachtet. Keine Störung durch Polizei oder ähnliches.
Am nächsten Tag sollte eine technische Prüfung des Fahrzeuges stattfinden und die Fahrer ihren Führerschein bekommen.
Nichts dergleichen ist passiert, unser Guide hat angerufen und gesagt, dass heute nichts gemacht wird. OK, noch besser, dann müssen wir für heute auch keine 150 USD Guidekosten zahlen.
Somit hatten wir den ganzen Tag um uns Kashgar anzuschauen. Mittlerweile sind wir in einer Wüstenstadt, die Temperaturen sind dementsprechend wieder angenehm warm.
Am nächsten Morgen kam der neue Guide, Mr. Alim, wie versprochen. Wir haben die Tour bezahlt.
Danach fuhren wir zum Grenzposten. Der Guide mit seinem Fahrer voraus. Dort wurde wieder der ganze Papierkram erledigt.
Dann hat uns der Guide mitgeteilt, dass wir noch für ein Dokument zahlen müssten… irgendwas mit Gesundheitsquarantäne für das Fahrzeug?! (sind die Bescheuert?)
Da wir ihn morgens bereits mehrfach gefragt haben, ob wir heute noch Geld benötigen und er nur die Straßenbenutzungsgebühr genannt hat, haben wir keine Yuan mehr. Alles vertankt. Außerdem beinhaltet unser Tourpreis, den wir schon bezahlt haben, 150 USD pro Fahrzeug für die Zollabwicklung. Daraufhin ist er etwas ungehalten und laut geworden.
Ein kurzer Anruf bei Mr. Wang: „Gebt ihm kein Geld!“ Und alles war wieder gut. Der einfordernde Guide Alim hat ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit uns geredet.
Durch sandige Berglandschaft ging es die restlichen 120 Km zum Grenzübergang auf 3700 Meter, den Tourgat-Pass hoch. Hier bekommen wir unsere teuren chinesischen Nummernschilder und den Führerschein… Und Tschüss!!!
Wir sind froh aus diesem Land draußen zu sein, endlich wieder frei!!!
P.s. Anmerkung von Stefan: Die kurze Zeit in China war natürlich nicht einfach, da diese doch überwiegend aus Einreise- und Ausreiseformalitäten bestand. Wir sind froh, die Durchquerung mit der uns bekannten, und geschätzten Agentur von Mr. Wang unternommen zu haben. Andere Reiseagenturen hatten auf unsere Anfragen mit unverschämt hohen sowie undurchschaubaren Preisen und nicht akzeptablen Einreisebedingungen (Anzahlung und Fahrzeugkaution bei der Einreise) geantwortet. Hätten wir bei einer anderen Agentur eine Anzahlung gemacht und Aufgrund des Erdrutsches in Pakistan nur verspätet oder gar nicht nach China einreisen können, wären die Chancen das Geld wieder zu bekommen gleich null gewesen.
Das am Tag der Einreise der geplante Guide nicht vor Ort war, sowie das unprofessionelle Auftreten des Guides bei der Ausreise (Geld für irgendein Dokument) war das Verschulden der durchführenden Agentur in Kashgar (Newlandtravel.net).
Mr. Wang war jederzeit für uns am Telefon erreichbar und hat uns sehr gut betreut. Wir können ihn nur weiterempfehlen: Xinjiang Sun times International Travel Co,. Ltd nature_lunwang@hotmail.com