China Teil 1 vom 29.09 bis 17.10.2013
Um China mit dem eigenen Fahrzeug bereisen zu dürfen wird ein Guide benötigt. Der macht zwar den ganzen Papierkram… aber kostet auch vieeeeel Geld. Deshalb haben wir uns einem anderem Fahrzeug angeschlossen um die entstehenden Kosten zu teilen. Diana und Niko haben die vorausgegangene Reiseplanung und Organisation übernommen.
Wir fahren durch das chinesische Desinfektionssprühbad und werden noch vor dem Schlagbaum auf die Seite gewunken, hier warten wir erst ein mal. Wir erklären den Soldaten, dass wir einen chinesischen Guide haben und dieser im Grenzgebäude auf uns wartet. Versteht er aber nicht. Irgendwann wurden wir doch ins Grenzgebäude gelassen, die Jungs haben in den Fahrzeugen gewartet, Diana und ich sind rein. Nach etwas hin und her haben wir Mr. Wang unseren Guide für China gefunden. Er managt dann unsere formelle Einreise und die „Fahrzeugkontrolle“. Die Grenzbeamten haben nur einmal kurz reingeguggt, geschaut ob auch ein Motor unter der Haube ist und das war´s. Wir rollen nach zweieinhalb Stunden warten und Grenzabfertigung in´s Reich der Mitte! Perfekter Asphalt, breite Straßen, Verkehrsschilder, große und moderne Gebäude! Es wird jegliche Sorte von Obst und Gemüse verkauft. Die Mongolei hatte nur Kartoffeln, Kohl und mit etwas Glück Mohrrüben zu bieten. Der krasse Gegensatz zur Mongolei. Wir fahren erst mal in den Hinterhof eines Hotels. Vermutlich auch gleichzeitig eine Art Zollhof, wo wir noch bis zum nächsten Tag warten müssen bis der ganze Papierkram für uns erledigt wird. Chinesisches Nummernschild und Führerschein gibt’s auch noch. Ein Polizist fotografiert jedes Fahrzeug mit neuem Kennzeichen. Für was auch immer das gut ist? Nun verlassen wir Erlianhaote und düsen nach Xanadu. Die Schreibweise der Orte variiert übrigens stark. Landkarte, OSM-Karte, Wikipedia. Und die Aussprache von Mr. Wang ist noch einmal ganz anders. Als wir die Hauptstraße verlassen wird uns immer wieder der Weg durch sinnlose Höhenbegrenzungen versperrt. Offizielle Umleitungen für LKW´s gibt es nicht. Meistens führt direkt ein Weg um die Begrenzung herum. Oder man fährt durch eine noch viel kleinere Seitenstraße. In einer Ortschaft nimmt der Stefan den direktesten Weg über eine kleine Steinmauer. Nur leider war die nicht massiv genug und unter unserem Gewicht ist die „Chinesische Mauer“ zusammengebrochen! Ohoh … schnell weg hier! Mr. Wang ist übrigens noch entspannt. Bei den „Ruinen von Xanadu“ angekommen gibt’s nicht viel zu sehen. Mit viel Phantasie vielleicht. Unsere nächsten Ziele sind die Mauer und Peking. Wir folgen RAVTY und kommen immer mehr ins Hinterland. Schöne Landschaft, natürlich belassene Bauerndörfer. Leute arbeiten ohne Maschinen auf den Feldern und immer wieder stehen Esel oder Pferde am Wegrand. Getreide und Mais wird geerntet und gedroschen, alles Handarbeit! Sieht aus wie in einem Entwicklungsland aber wir sind in China! Die Straße wird zum Feldweg und immer weniger befahren. Bis vor einer Hütte Ende ist und wir umdrehen müssen. Auf der russischen Militärkarte der RAVTY´s ist eine „dicke schwarze Linie“ eingezeichnet. Auf unserer OSM beginnt in 500 Metern ein Stausee, der vermutlich das ganze enge Tal in Anspruch nimmt. Schade. Landschaftlich interessant, aber um ein Tagesziel von über 350 km zu erreichen braucht unser Unimog bessere Straßen. Nachtfahrten sind auch keine Lösung. Die Staßen sind voller Fahrräder, Menschen und Tiere. Gehwege,Straßenbeleuchtung, Begrenzungslinien? Fehlanzeige. Unser Guide ist, wie wir, auch schon leicht unentspannt und wir finden lange nach Sonnenuntergang ein ruhiges Plätzchen im Maisacker. Mr. Wang hat seine Zeltausrüstung dabei und benötigt somit kein Hotel.
Vor Sonnenaufgang aufgestanden düsen wir nach Jinshanling. Diana und Niko kennen einen Weg zur Mauer, der nicht vom offiziellen Parkplatz aus startet. So wandern wir durch den „Hintereingang“ zur chinesichen Mauer und müssen somit auch keinen Eintritt zahlen. Super! Oben angekommen ist die Sicht perfekt! Mauer und Türmchen so weit das Auge reicht. In diesem Teil noch in originalem Zustand. Teilweise weggebrochen und obendrauf wächst Grün. Je weiter man nach Osten auf der Mauer läuft, um so besser wird der Zustand. Es führt dort sogar eine Seilbahn nach oben. Spätestens ab hier ist jede Mauerscharte, jede Stufe perfekt restauriert. Nachmittags fahren wir weiter nach Peking. Eine riesige Stadt von rund 23 Millionen Einwohnern. Und der Verkehr wird immer dichter. Am fünften Autobahnring fahren wir ab und machen mal wieder City-Camping in einer ruhigen Seitenstraße.
Morgens holt uns Mr. Wang ab und wir fahren mit der U-Bahn in das Zentrum. Günstig und schnell. Und die meisten Schilder zweisprachig, chinesisch und englisch. Überbleibsel der Olympiade? Denn außerhalb Pekings fanden wir nur chinesische (und mongolische Schriftzeichen in der inneren Mongolei) auf den Wegweisern, auch zu Touri-Points. Am Mao- Square erst mal ein Security Check und alles voller Menschen! Die „Golden Week“ (National-Ferien) und wir mittendrin. „Verbotene Stadt“, „Tempel of Heaven“ und Peking-Ente essen. Wir waren definitiv nicht die einzigen dort. Auf dem Weg zu unserem City-Camping stehen viele kleine Essensstände. Dort werden Gemüse, Fleisch, Fisch und sonstige Leckereien frisch zubereitet. Nudeln zum satt werden für unter einem Euro? Wir sind begeistert (8,1 Yuan = 1€). Am zweiten Tag begleitet uns Mr. Wang bis zum Sommerpalast und erklärt was es dort zu sehen gibt. Und auch hier wieder, alles voller Menschen! Nicht so viel wie in der verbotenen Stadt, aber trotzdem manchmal ein bisschen beengend. Da bin ich über meine überdurchschnittliche Körpergröße doch sehr froh. Ein Volkssport der Chinesen ist es „Langnasen“ zu fotografieren. Unauffällig mit dem Ei-Fon oder voll offensichtlich mit der Spiegelreflex und Superzoom! Und auch sehr beliebt, die kleinen Kinder vor uns hinstellen und zusammen fotografieren. Was auch immer daran so toll ist? Sie machen´s. Uns nervt es irgendwann. Den Nachmittag verbringen wir in den kleinen Gassen der „Old-Town“ und probieren die verschiedensten Leckereien die am Straßenrand angeboten werden. Am Abend erfahren wir, dass Diana aus privaten Gründen zurück nach Deutschland fliegt. Ab jetzt sind wir nur noch zu dritt mit Niko unterwegs. (plus Guide)
Um aus der Stadt zu kommen dauert es schon ein wenig. Jetzt freuen wir uns über die „Golden Week“ da die Autobahnbenutzung in dieser Zeit kostenlos ist und wir ordentlich Kilometer machen können. Perfekter Asphalt und 2-4 Spuren. Spät Nachmittags kommen wir nach Datong und besichtigen die Yungang Grottes. Künstliche Höhlen in denen Gedenksteine, Steinskulpturen und unendlich viele Buddhafiguren eingemeißelt sind. Die Größten um die 20 Meter und über 1500 Jahre alt. Auf dem Programm stehen als nächstes die hängenden Klöster von Hunyuan. Und da unser Guide, wie so oft sagte: „…there’s nothing to see inside…“ machen wir nur ein paar Fotos bei Sonnenaufgang und sparen uns den Eintritt.
Auf dem Weg nach Pingyao passierte was irgendwann kommen musste: Im dichten Verkehr und dem Smog verlieren wir Niko, der mit seinem Toyota voraus fährt. Mr. Wang sitzt bei uns mit im Fahrzeug. Niko hat kein Handy dabei und so gibt es keinerlei schnelle Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Wir entschließen uns nachdem wir an der Autobahnauffahrt gewartet hatten alleine weiter zu fahren. Für den nächsten Tag waren fixe Koordinaten in der Stadt Pingyao auf der Reiseliste, an denen wir uns treffen sollten. Während wir die mittelalterliche Stadt mit historisch-touristischen Stadtkern besichtigen wartet Mr. Wang am Fahrzeug. Da Niko nach vier Stunden nicht da ist fahren wir ohne ihn weiter. Zu eng der Zeitplan, zu aussichtslos noch länger sinnlos zu warten. Wir vergeuden viel Zeit um offene WiFi´s zu finden um per Mail einen möglichen Treffpunkt auszumachen.
Wir kommen nachmittags in Luoyang an um ein Kloster und die Longmen Caves zu besichtigen. Irgendwie fühlen wir uns total schlapp und fertig, nur vom Autofahren? Als wir auf das Thermometer sehen wissen wir warum. Es hat 33°C! Seit der Mongolei fuhren wir Luftlinie über 1000km in den Süden. Jetzt haben wir doch wieder Sommer!
Am nächsten Tag suchen wir uns eine Straße aus, die auf der Landkarte „schön“ an einem Fluss entlangführt. Erst über 100km, nachdem wir die Stadt Luoyang verlassen haben sehen wir das erste mal Felder und keine Häuser am Straßenrand. Überall wird gebaggert und gebaut. Riesige Hochhauskomplexe. Zig identische Häuser nebeneinander und alles im Bau. Wir fragen uns immer wieder wo denn die ganzen Menschen herkommen sollen die dort einziehen werden? Und vor allem was die dann arbeiten? Alles unter 1 Million Einwohner ist ein Dorf, erklärt Mr. Wang. Unvorstellbare Dimensionen für uns.
Auf dem Weg nach Xian kommen wir am Mount Huashan, einem heiligen Berg vorbei. Und hier zeigen die Chinesen wie man den Touristen mal richtig schön das Geld aus den Taschen ziehen kann: Parkplatz 20 Yuan; Bus zur Seilbahn 2x40Yuan; Seilbahn 2x140Yuan; Eintritt Huashan Scenic Spot 2x180Yuan; Seilbahn Talfahrt 2x80Yuan (alternativ 800 Höhenmeter Treppe absteigen); Bus zum Parkplatz 2x20Yuan. Da ist die Zugspitze ein Schnäppchen dagegen. Und:
Hier können sogar die Hinterglemmer was lernen! [Zitat von Stefan]
OK, es war eine eindrucksvolle Seilbahnfahrt und ein gigantischer Ausblick. Aber ob es den Preis rechtfertigt?
Leicht angefressen von der Dreistigkeit für alles extra und so viel zu verlangen, haben wir es den Chinesen mal so richtig gezeigt 🙂 Für die Terrakotta-Armee haben wir nur den halben Preis bezahlt. Mit unseren „Rot-Kreuz Blutspendeausweisen“ sind wir als Studenten durchgekommen! Heheeee!!! Früh morgens sind wir bei den ersten Besuchern dabei und können uns die Armee von Kriegern, Pferden und Kutschen in Ruhe und ohne Gedränge angucken. Nachmittags fahren wir mit dem Bus und Guide noch in die Old-Town von Xian. Voll touristisch. Uns gefällt´s durch die kleinen Gassen zu laufen. Verkauft wird neben skurrilem Straßenessen jegliche Art von gefälschten Markenwaren. Total beliebt ist „The North Face“ und die kreativen Nachahmungen. Abend´s stößt Niko nach etlichen Emails wieder zu uns.
Auf dem Weg in die Provinz Gansu fahren wir an Granatapfelbäumen und Kiwi-Plantagen vorbei. In hügeligen Gegenden werden die Hänge zu Terrassen umgegraben und überall Mais angebaut. Am Straßenrand wird alles mögliche Verkauft. Bei unseren Mittagspausen halten wir oft dort. Doch unser Guide schimpft immer, das Essen wäre nicht gut! Wir können ihn beruhigen, es schmeckt! Wobei ich seit ein paar Tagen wahnsinnige Bauchschmerzen habe, Mr. Wang meint zu wissen was es ist (kommt angeblich vom Essen an den Garständen). Zusammen besuchen wir eine Apotheke, dort darf ich zum Medizinmann, meine Leiden schildern, die Zunge zeigen und beide Handgelenke zur Diagnostik reichen…. Er meint, das es nicht von den Verdauungsorganen kommt. Aber was genau kann mir Mr. Wang nicht wirklich erklären/übersetzten. Danach wurde chinesische Medizin eingekauft die ich die nächsten sieben Tage brav nehmen soll.
Mit den tibetisch-buddhistischen Kumbum Klöstern in Xining ändern sich die Menschen und deren Kleidung sichtlich. Die Frauen tragen lange Röcke mit bunten Schürzen. Die Haare sind mit bunten Fäden zu langen Zöpfen geflochten. Auch die Zeremonien die die Pilger vor den Kloster ausüben sind neu für uns. Die meisten haben einen dicken packen Geldscheine in der Hand und verteilen diese an Buddhastatuen. Mit „Prayer-Wax“, einer Fett-Butter-Waxartigen Masse wurden die brennenden Kerzen aufgefüllt. Sie lassen sich auf die Knie fallen, mit Holzplatten an den Händen gleiten sie über den Boden und berühren diesen mit der Stirn. Dann stehen sie wieder auf und das ganze von neuem. Dabei wird immer gebetet.
Die Landschaft ändert sich innerhalb kürzester Zeit als wir von 2600 Meter über einen Pass mit 3817 Metern fahren. Neuer Höhenrekord für den Mog, sowie für uns. Außer deutlich mehr Rußproduktion aus dem Auspuff merken wir nix. Wir fahren am Qinghai Hu, einem schönen See entlang. Gegenüber Berge und immer wieder Pferde, Ziegen und endlich wieder putzige Yak´s, die uns in der Mongolei schon so gefallen haben. Der nächste Übernachtungsplatz liegt schon auf 3200Meter. Wir müssen unsere Körper langsam auf die Höhe vorbereiten. Am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang lässt Stefan den Motor warmlaufen, aber die Druckluft pfeift und hört nicht mehr auf…. Es bläst am Bremsventil raus. Also doch nix mit früher Abfahrt und der Stefan muss erst mal das Ventil ausbauen und zerlegen. Eineinhalb Stunden später können wir losfahren. In der Ferne sieht man die ersten großen Schneebedeckten Berge mit 5000 Meter. Die Sonnenstrahlung wird auch intensiver. Beim Fahren im T-Shirt angenehm, aber außen viel zu kalt! Für die Mittagspause halten wir in kleinen Ortschaften. Die Restaurants sind oft in drei Kategorien eingeteilt: „A“ bedeutet gut, „B“ mittelmäßig und „C“ bedenklich. In einem A-Restaurant waren wir nie, zu teuer 😉 „B“ können wir nur empfehlen. Und an diesem Tag waren wir Kategorie „C“ essen… Dumplings, Teigtaschen mit Hackfleischfüllung und Nudelsuppe. Tags drauf hat unser Magen-Darm-Trakt das auch gemerkt – bedenklich.