vom 15.05.2014 bis 03.06.2014
Über den Tourgat-Pass verlassen wir die „Volksrepublik China“. Jetzt sind wir wieder frei! Fahren wohin wir wollen, übernachten wo es schön ist und ohne reisen ohne Zeitdruck! Es ist relativ kühl und windig. Der Grenzposten von Kirgisistan liegt auf gut 3600 Meter und sieht wie eine vergessenes Militärcamp aus. Auf dem Gelände stehen rostende Maschinen und ringsum das Gelände ist ein doppelter Stacheldrahtzaun. Wir kommen pünktlich zur Mittagspause und dürfen noch eine halbe Stunde warten. Die Abfertigung läuft endlich mal wieder „normal“ und völlig unbürokratisch ab. Fahrzeugkontrolle gibt’s nicht und die Zollerklärung füllt der Beamte für uns aus. Geht viel schneller und die Besatzung des verschlafenen Grenzpostens hat wieder ihre Ruhe. Und wir sind in Kirgisistan!
Der über 20km Lange Chatyr-See ist noch gefroren, auf den Bergen sind Schneefelder. Auf den weiten Wiesen fangen die ersten Gräser an saftig-grün zu sprießen. Links und rechts des Weges, überall pummelige Murmeltiere die aus ihren Löchern guggen und über die Wiesen rennen um nach dem langen und kalten Winter etwas frisches zum fressen zu finden. Wir machen noch einen Abstecher zum Tash-Rabat. Armin, der bereits vor 7 Jahren an diesem eindrucksvollen Ort war, erklärt uns ein paar Besonderheiten zu diesem Gebäude. Die im 15.Jahrhundert erbaute Karawanserei liegt in einem Seitental an der Seidenstraße. Es war ein Haltepunkt und Schutzort gegen Schneestürme und Banditen für Karawanen und Reisende zwischen Kaschgar in Xinjiang und dem Yssykköl-See in Kirgisistan.
In den kleineren Ortschaften auf dem Weg haben wir das Gefühl wieder in Russland zu sein. Die Schrift ist kyrillisch und an jeder Kreuzung befindet sich ein „Magazin“, ein kleiner Tante-Emma Laden, in dem wirklich alles verkauft wird. Wir bekommen wieder richtiges Brot, Wurst und Käse! Wir fühlen uns hier gut aufgehoben. Außerhalb der Ortschaften werden riesige Schaf- Ziegen- und Pferdeherden von reitenden Hirten auf den endlosen Weiden geführt. Am Horizont erkennen wir Jurten Siedlungen, welche uns an die Mongolei erinnern. Es macht richtig Spaß durch die teils hügelige, teils bergige Landschaft zu fahren. Eine Schotterpiste führt uns in 30 engen Kehren einen Pass hinauf, von dem wir den Song-Köl See erblicken können. Wir fahren dem See entgegen und sehen, dass die Hälfte noch gefroren ist. Auch hier war bis vor kurzem noch Winter!
Hier könnten wir noch ewig bleiben, doch wir sollten nach Bishkek und uns um die nächsten Visa kümmern. Für Kasachstan ist das kein Problem. Für Russland sieht es da etwas anders aus. Das russische Konsulat ist leider nicht auskunftswillig. Visa-Agenturen und Reisebüros bestätigen uns das, was wir von anderen Reisenden schon erfahren haben: „Um ein Russland-Visum zu bekommen, benötigt man ein mindestens 90 Tage gültiges Visum für Kirgisistan“ Wir haben 60 Tage, toll! So schicken wir unsere Zweit-Reisepässe per DHL-Express nach Berlin. Dort lassen wir von dem Reisebüro www.haase-touristik.de die Visa beantragen und warten bis die Pässe wieder in Bishkek ankommen.
Jetzt haben wir genug Zeit um durch die Stadt zu schlendern. Ein bisschen einkaufen und im Café sitzen. Es gibt einen „Steinbräu-Biergarten“ und Norbert aus Franken (den wir zufällig kennenlernen) gibt uns einen Tip, welche Metzgerei „fränkische Bratwürste“ herstellt! Ich kann ein bisschen Computerarbeit machen, Stefan kümmert sich um den Mog und macht noch einen Ölwechsel. Wir verbringen noch ein paar Tage am Tunduk Hostel www.facebook.com/tundukhostel von Chris (Schweiz) und seinem französischen Kompagnon. Hier treffen wir auch Johanna und Michael (die zwei sind mit ihrem Landcruiser in die Mongolei und weiter nach China & Laos unterwegs) wieder. Die Beiden sind uns auf der Piste zum Song Köl entgegengekommen und haben uns zu ihrer Abschiedsfeier aus Kirgisistan eingeladen! THX!!!
Wir lernen weitere Auswanderer aus Europa und Amerika kennen und fühlen uns eigentlich richtig wohl in Bischkek. Eigentlich, denn auch wir wollen langsam mal weiter, weiter Richtung Westen. Unsere Reisepässe sind mit den letzten Visa ausgestattet, die Wassertanks vom Mog gefüllt und so wollen wir nun die Steppe Kasachstans durchqueren!