Mongolei 1

Mongolei 19.08 – 01.09.2013

Am 19.08 konnten wir nachmittags in den mongolischen Grenzbereich einfahren. Um in den Hof zu gelangen musste das Fahrzeug durch eine fünf cm „tiefe“ Desinfektionsmittelbrühe für 2 Dollar fahren, damit unser Profil keine bösen russischen Keime mit in die Mongolei einschleppt… Hier lief alles ein bisschen unkoordiniert ab, was nicht nur an uns lag. Wir hatten einen Zettel und da mussten wir an verschiedenen Stellen Stempel sammeln. Bzw. mussten wir erst mal zurück zum ersten Häuschen und uns den fehlenden Zettel besorgen. Dann wieder die Fahrzeugkontrolle, da wurde diesmal auch genauer nachgesehen. Alle Schubladen und Fächer auf und der Herr hat sich umgesehen. Bei der Passkontrolle wurde bei Stefan auch nach dem Fahrzeug gefragt, er hat den Fahrzeugschein noch mit vorgelegt, die Daten wurden in den Computer  eingegeben. So können wir unseren Unimog zollfrei einführen. Im Motorraum wurde noch nach dem Datum der Erstzulassung gesucht?! Hat natürlich nichts gefunden der gute Mann. Die Fahrgestellnummer hat ihn nicht interessiert. Nach ca. einer Stunde durften wir rein ins Land. Somit haben wir mal wieder eine Zeitzone überschritten und dürfen die Uhr eine Stunde zurückstellen (also sind wir euch nur noch sechs Stunden voraus) Direkt hinter der Schranke mussten wir erst mal 8 Dollar Straßenbenutzungsgebühr zahlen und 20 Meter weiter haben wir noch eine Versicherung für das Fahrzeug abgeschlossen, da unsere deutsche Versicherung hier nicht mehr greift. Im Grenzort Altanbulag haben wir die ersten Tugrik abgehoben (1€ entspricht ca. 2100 T) das heißt eine Menge Papiergeld…. Jaaaa wir sind Millionäre! Während der Grenzabfertigung wurde das Wetter schlechter und so fahren wir die ersten Kilometer im Regen. Übernachtet haben wir ein paarhundert Meter neben der Straße auf einer Wiese mit wildem, blühendem Schnittlauch! Hat gut gerochen.
Am nächsten Tag kam die Sonne raus und wir konnten die saftig grüne Hügellandschaft richtig genießen, hier gibt es auch riesige Getreidefelder. Wir sahen die ersten Ovoos und Gebetsmühlen am Straßenrand. Da haben wir gleich mal angehalten. Die Mühlen haben wir gedreht, und um die Ovoos sind wir dreimal im Uhrzeigersinn gelaufen.Wikipedia: Ovoo –  Steinhaufen, an denen man der Geister gedenkt und sie durch das Auflegen eines oder mehrerer weiterer Steine oder einer anderen Opfergabe um ihr Wohlwollen bittet. Wir hoffen das hilft uns auf der weiteren Reise. Haben an diesem Tag die ersten Yaks und Kamele gesehen und viele Tierkadaver am Straßenrand. Wo die toten Tiere sind, sind Geier auch nicht weit und somit haben wir heute auch viele richtig große Geier gesehen. Beeindruckende Vögel Die ganze Strecke ist asphaltiert und dementsprechend kommen wir gegen Mittag in Ulan Bator an. Bis hier mussten wir insgesamt vier mal Straßenmaut bezahlen (je. ca. 1 €). Als erstes zum Immigration Office um die Visa zu verlängern, da unsere nur für 30 Tage gültig sind. Lt. Konsulat kann man das Visum um bis zu 30 Tage verlängern… kostet halt. Wir haben dort 13 Tage drangehängt (je 31€). Für alle die es interessiert: Seit 01.09.2013 kann man als deutscher Staatsbürger für 30 Tage Visumfrei in die die Mongolei einreisen. Danach ging es zur Mercedes Werkstatt weiter. Die sieht richtig offiziell aus! Nicht wie die letzte in Irkutsk und mit englisch kommt man hier auch weiter! Sehr gut. Alles kein Problem, wir sollen am Donnerstag morgens um acht wieder kommen, dann werden unsere Teile eingebaut. Am Abend rollten wir dann mit eeeewig viel Verkehr zum Oasis Guesthouse. Der erste Eindruck der Stadt ist nicht gut, es stinkt, ist dreckig und die Leute fahren wie verrückt! Bei jeder Ampel steht zwar noch ein Polizist und versucht ein bisschen Ordnung zu halten… aber das bringt alles nichts. Im Guesthouse treffen wir viele andere Reisende. Viele nette Leute. Aus Südtirol/Deutschland lernen wir Simon, Anne und Noah-Willi kennen. Die drei sind schon seit längerem unterwegs und wollen mit ihrem Iveco nach Indien. Das Oasis ist eigentlich ein Cafe und Duschhaus mit Wäscherei (da viele Leute hier in Ulan Bator keinen Wasseranschluss haben). Aber auch ein Treffpunkt für Reisende. Hier treffen wir viele Leute mit Motorrad oder „Action-Mobilen“. Die Motorradfahrer schimpfen alle über die schlechten Pisten und die Autofahrer bleiben im Schlamm stecken. Zudem muss es die letzten Wochen hier viel geregnet haben.
Und all das kann man an einem Tag erleben! Es ist schon toll, wenn man mal früh aufsteht!
Am Mittwoch fuhren wir dann mit Anne und Simon zur chinesischen Botschaft, die hat nämlich nur Montag, Mittwoch und Freitag offen und zwar von 9:30 – 12:00 Uhr! Da hat es ziemlich gewuselt, drei Schalter und lange Schlangen, an der ersten muss man sich  übrigens anstellen. Und wenn man alles dabei hat und die Unterlagen passen kann man eine Woche später das Visum abholen. Wir hatten alles schön vorbereitet. Dummerweise wollten die aber den Pass, in dem auch das mongolische Visum drin ist und dazu eine Kopie vom andren Pass. Also nochmal alle Formulare korrigieren, Kopien machen lassen und dann wieder anstellen…. und das um 11:30Uhr! Stefan hat sich die Pässe geschnappt und hat im Viertel nach einem Kopiershop gesucht, ich hab währenddessen alle Passnummern korrigiert. Dann wieder angestellt, 10 vor 12 war ich auch wieder dran, genau in dem Moment war auch Stefan mit den Kopien zurück! Puh! Knapp. Am Nachmittag haben wir uns noch eine Dinosaurierausstellung angeschaut und waren lecker mongolisch essen. Dann ging es mit dem Bus zurück ins Guesthouse. Am Abend saßen wir noch lange im Cafe mit anderen Reisenden aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz zusammen. Da fiel das Aufstehen am nächsten Tag ziemlich schwer… wir wollten ja um 8 Uhr bei der Werkstatt sein. Haben für fünf km Fahrt eine Stunde gebraucht! Dort wurden dann die mitgebrachten Teile eingebaut… war sehr organisiert, hat aber trotzdem gedauert. Zwei Mechaniker haben sogar noch Überstunden gemacht, dass wir am Abend wieder aus der Werkstatt fahren konnten. Bei der Werkstatt konnten wir auch unser gesammeltes Altöl entsorgen. Am nächsten Morgen haben wir die Rechnung bezahlt und uns mühsam durch die Stadt bewegt. Diesmal haben wir eineinhalb Stunden gebraucht! Es war ein gedrängel, gequetsche und gehupe! Jetzt darf der Stefan endlich mal hupen wie er gerade lustig ist. Wir haben nämlich ne lustige meeeeeeeeeoooooooooooo-Hupe.
Raus aus der Stadt, haben wir östlich den Terelj-Nationalpark angepeilt. Vorher noch ein Dschingis-Khan Reiter Denkmal aus Edelstahl angeschaut… die war 30 – 40 m hoch! Weiter im Terelj-Nationalpark war einiges los, viele Ger-Touricamps (Ger = Jurte) und Hotels. Um den touristischen Teil zu verlassen mussten wir einen Fluss queren. Wir haben erst mal abgewartet, ob andere auch durchfahren. Wir sehen einen alten, russischen LKW durchfahren, der einen kleinen Geländewagen wie eine Schwimmente hinterher zieht. Den Fahrer haben wir dann auch noch mal nach der einfachsten Flussquerung gefragt. Ein paar Meter stromaufwärts haben wir unser Glück versucht und kamen auch fast an unserem angepeilten Ufer an. Die Strömung hat uns doch ganze 5 Meter abgetrieben. Mit frisch gewaschenem Unterboden sind wir dann in deutlich ruhigerer Gegend in einem weiten Tal gefahren. Am Fluss waren in regelmäßigen Abständen Jurten mit Schaf-, Ziegen- und Yakherden verteilt. Direkt in Sichtweite wollten wir auch nicht unsere fahrbare Jurte aufbauen und sind in ein Seitental abgebogen. Dort haben wir zwei Tage mit relaxen, lesen, kleinen Wanderungen und Bastelarbeiten am Unimog verbracht. Der Stefan hat die Stabi-Gummis ausgetauscht die mit unserer Ersatzteillieferung kamen. Und dabei hat er sich ungeschickterweise einen rostigen Sicherungssplint in die Unterlippe gerammt… Schon wieder ein ambulante Behandlung! Nachdem unsere China-Visa langsam zum Abholen bereit sein müssten, haben wir uns wieder nach Ulan Bator ins OASIS Guesthouse aufgemacht. Dort haben wir nochmal Wäsche waschen lassen, Internet genutzt und mit anderen Reisenden ein wenig gefachsimpelt. „Alte Bekannte“ haben wir auch nochmal im OASIS getroffen. Phil und Coco mit ihrem coolen Renault-Truck sowie Anne, Simon und Noah Willi. Nachmittags ging es mal wieder mit dem Omnibus in die City. Visa Abholung war deutlich entspannter und gesitteter wie die Beantragung. Eine Schlange, alle schon ordentlich hintereinander gestanden und fast schon beängstigend ruhig? Aaah, es waren lauter Langnasen  angestanden! Um die Stadt nicht ganz ohne Kultur zu verlassen waren wir noch im Theater und haben uns das „MONGOLIAN NATIONAL SONG AND DANCE ACADEMIC ENSEMBLE“ angesehen. Wahrscheinlich wie die Schuhplattler und Hornbläser in den Alpen, aber uns Touris hat es sehr gut gefallen. Im Guesthouse haben uns Willi und Sohn Fabian aus Österreich Bilder von ihrem im Schlamm versenkten MAN sowie eines anderen Unimog´s gezeigt… Da es sowieso noch geregnet hat verlängerten wir um eine weitere Nacht. Uns hat es im OASIS richtig gut gefallen, Danke Sybille. Beachtlich was hier entstanden ist. Bei Sonnenschein verließen wir die Stadt Richtung Westen. Auf perfekt geteerter Straße fahren wir zu UNSERER ersten richtigen Düne „Mongol Els“. Kameljockey´s reiten sofort zu uns und wollen einen spazieren führen. Wir laufen lieber selber im Sand. Weiter auf perfekt geteerter Straße wollen wir nach Karakorum düsen. Doch was jetzt? Nix Straße! Such dir eine Piste aus! Ab hier sind die Straßen nur noch Schotter- oder Erdpisten. Die Hauptpiste ist entweder Baustelle und gesperrt oder aus so einem groben und unangenehm zu fahrenden Geröll, das alle Autos, LKW´s und Busse seitlich auf einem der unzähligen Wege fahren. Teilweise sind wir mehrere Kilometer neben der „Ideallinie“ die das Navi anzeigt, aber die meisten Wege führen an das gleiche Ziel. Von der legendären Hauptstadt Karakorum, von wo aus im 13. Jahrhundert das Großmongolische Reich regiert wurde, ist nicht mehr viel zu besichtigen. Ein chinesische Heer der Ming-Dynastie zerstörte im 14. Jahrhundert die ehemalige Hauptstadt. Laut Reiseführer gibt es noch zwei steinerne Schildkröten von denen eine „…auf dem Gipfel eines Hügels in der Nähe, von dem man einen weiten Ausblick auf das Gelände jener nun versunkenen Stadt hat…“ Tolle Wegbeschreibung! Hier gibt’s rundum Gipfel! Also mal das Navi gefragt und das Gerät schlägt uns neben der Schildkröte auch den „Penis Rock“ vor? Also nix wie hin, hört sich lustig an. Für was der Penis-Stein gut ist wissen wir nicht, doch wir haben auf dem Hügel die gesuchte Schildkröte gefunden. Der Ausblick auf das heutige Kharkhorin und die Klosteranlage Erdene Zuu, die wir später auch besichtigten, ist wirklich wunderschön. Unser nächstes Ziel waren die heißen Schwefelquellen von Tsenkher. Unser Riseführer spukt mal wieder so eine tolle Wegbeschreibung aus: „Gut 30 Straßenkilometer südlich von Tsetserleg….liegen die Quellen“ Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h wäre man da ohne weitere Anhaltspunkte eine ganze Zeit im Ungewissen unterwegs. Zum Glück haben wir echt brauchbare OSM-Karten auf unserem Navi und das kennt auch hier einen Weg der uns perfekt zum Ziel führt. Unter einem mit blauen Khadags (Seidentücher) geschmückten Ovoo fließt heißes, schwefelhaltiges Wasser und wird in einem Betonbecken gesammelt. Von dort aus gelangt das Wasser über völlig veraltete Rohrleitungen in mehrere Ger-Camps, die damit einen kleinen Wellnessbereich betreiben. Wir gönnen uns auch den Luxus eines heißen Bades und an den Schwefelgestank des Wassers gewöhnt man sich relativ schnell. Weiter Richtung Westen wird alles noch natürlicher, weniger Verkehr, weniger Dörfer und immer wieder riesige Tierherden die auf den saftigen Wiesen und Hügeln grasen. Was wir im Khorgo Terkhiin Tsagaan Nuur Nationalpark und der Überquerung des Khangayn Nuruu Gebirges erleben werden erfahrt ihr im nächsten Mongolei-Bericht 🙂