Mongolei 2

Mongolei vom 01.09 bis 12. 09.2013

Nach den Schwefelquellen fahren wir über Tsetserleg weiter Richtung Westen. Über etwas Asphalt und noch mehr Piste. Wobei man hier auf spitze Lavasteine am Weg aufpassen muss. Uns kommen immer wieder Kleintransporter beladen mit Ziegen und Schafen oder als Umzugsauto mit Jurte und Möbeln entgegen.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Khorgo Terkhiin Tsagaan nuur Nationalpark. Bevor man den Nationalpark betreten kann muss man jedoch über den Fluss Terkh. Wir haben beim Brückenwart den Eintritt bezahlt und wollten über die Brücke fahren. Der Mann hat uns aber nicht über die alte Holzbrücke fahren lassen, sind zu schwer! Wir sollen durch den Fluss! Aber der sieht gar nicht mal so harmlos aus. Nachdem wir den Fluss entlang geschaut haben ob es eine geeignete Möglichkeit zum Queren gibt fanden wir eine wenig genutzte Furt mit großen Steinen. Da ich bei der Strömung und dem kalten Wind nicht unbedingt durchs Wasser wollte hat Stefan den Brückenmeister nach der Tiefe gefragt. Der deutete bis zu den Knien an. Sicher? Er hat sich korrigiert und auf die Oberschenkel gedeutet. Das kann ja spannend werden! Ok, als wir zur Furt gefahren sind haben wir auch eine frische Spur von „Etwas größerem“ entdeckt… also durch. Das Wasser reicht bis zur Wohnkabine, ca. 110 cm! Doch etwas höher als von dem Mann angedeutet.
War aber kein Problem. Mit gewaschenem Unterboden fahren wir weiter zum Vulkan.
Hier treffen wir auch andere Touristen, die mit gemietetem Auto, Fahrer und Guide unterwegs sind. Alle mit russischen 4×4-Kleinbussen.
Am Fuße des Khorgo Vulkans verbringen wir die Nacht. Am nächsten morgen ist es richtig kalt! Wir haben die ersten Eissterne an den Scheiben. Zum Vulkankrater sind es nur 20 Minuten Fußweg. Oben angekommen eröffnet sich für uns ein eindrucksvoller Blick in den Kraterschlund, der ca. 100 Meter tief und 200 Meter breit sein soll. Da sind wir natürlich reingekraxlt. In der Mitte des Kraters stehen überall aufgetürmte kleine Steinhaufen, teilweise geschmückt mit bunten Tüchern. Der Vulkan war vor ca. 8000 Jahren aktiv. Jetzt kann man noch die riesigen, erstarrten Lavafelder am schwarzen Gestein erkennen.

Dieses Lavagestein staute zu dieser Zeit den Fluss Terkh auf, so dass der „Weiße See“ entstanden ist. Zu dem sind wir dann mittags gefahren. Nach 8 Km, vorbei an Yaks und noch über einen kleinen Sattel und dann haben wir einen wunderschönen Ausblick auf den See! Die schiefe Piste folgend geht´s wieder runter und da steht „unser“ Unimog! Hä?
Ne, ist nicht unserer. Sieht aber fast so aus. Allerdings ist der gerade am wegfahren. Also hupen und Gas-geben. Der Andere bleibt stehen und wir platzieren uns daneben.
Wir öffnen die Türen… und der Fahrer sagt zu mir: „Dich kenn ich!“ Hääääää?
Nach kurzen Denkproblemen erkenne ich ihn auch. Waren bis vor einem halben Jahr quasi noch Arbeitskollegen in Murnau. Stephanie und Martin haben sich ähnlich wie wir erst kurz vor der Reise den Unimog gekauft und sind fast zeitgleich losgefahren. Die Beiden sind auch über Russland in die Mongolei gereist, haben aber drei Monate um sich hier anzusehen. Wir verbrachten zwei sehr schöne Tage zusammen an einem herrlichem Platz am See. Haben Lagerfeuer gemacht und uns viel unterhalten. Da die Beiden schon im Süden waren konnten Sie uns auch einige Tipps geben. Tagesetappen bis 100km mit so einem Fahrzeug, bei den Strecken sind oft ausreichend. Daraufhin haben wir uns entschieden die geplante Route etwas zu kürzen… nicht dass wir zu spät an der Grenze sind. Unsere Wege haben sich leider wieder getrennt. Stephanie und Martin sind nach Norden und wir in den Süden aufgebrochen. Das war richtig schön, dass wir uns hier getroffen haben. Danke für die wunderbare Begegnung.

Vom See aus sind wir wieder ein Stück zurück (ca. 40 km) gefahren um von dort aus das Khangayn-Nuruu-Gebirge nach Bayankhongor zu überqueren. Also wieder Unterbodenwäsche im Fluss (Stephanie und Martin waren ja kurz vor uns im Nationalpark, die Beiden hätten die Brücke überqueren dürfen. Da die aber nicht recht vertrauenswürdig aussah haben sie lieber den Weg durch den Fluss genommen. Da hat sich wohl bei uns der Brückenmeister gedacht, wenn der erste Unimog da durchfährt kann das der Zweite auch)
Nachdem wir vom Hauptweg abgebogen sind war es angenehmer zu fahren. Es gibt nur noch eine Spur, nicht wie vorher ewig viele. Allerdings hat sich diese eine Spur vor einem Fluss ins Nichts verlaufen!? Hm? Wir sind ein Stück am Fluss entlang gefahren und haben eine geeignete Durchfahrt gesucht. Ich bin durch den eiskalten Fluss gestapft um zu schauen, wie tief er ist. Alles gut, also durch. Übernachtet haben wir am Ufer. Auf dem verlassenen Jurtenplatz steht nur noch ein kaputter Yakkarren. Später bekamen wir auch Besuch von einer mongolischen Familie. Die junge Mutter hatte zwei Babys dabei. Eines auf dem Schoß, das Andere quer auf der Rückbank des Autos liegend… hoffentlich kullert das bei den Hoppelwegen nicht runter.
Am Donnerstag fahre ich mal wieder. In der Mongolei fuhr ich bisher nur als Copilot mit. Wir fahren im Tal entlang (wobei das Tal auf 2000Hm liegt). Kommen durch ein Dorf Namens Chuluut. In den Dörfern sind die Grundstücke mit hohen Holzzäunen und Toren abgegrenzt, innen meist eine Jurte. Selten Holzhäuschen. Wobei es auch gemauerte Gebäude gibt. Vor allem offizielle, wie Schule oder Verwaltungsgebäude. Es gibt eine Tankstelle und ein Wasserhäuschen.
Nach dem Ort können wir Geier beobachten. Die Gegend ist traumhaft. Wir fahren entlang an einem blauen Bach mit richtig großen Steinen (Leider liegen diese großen Steine auch im Gelände und somit auf unserem Weg) Also Schrittgeschwindigkeit.
Es wird bergiger, mittlerweile fahren wir auf 2300 Hm. Die Landschaft ist einfach toll! Immer wieder Pferde und Yaks, die Yakkälber sind voll putzig, die stehen erstmal da und schauen und plötzlich hüpfen sie weg. Hier finden wir auch wieder einen schönen Platz am Bach. Am Abend schauen noch zwei Männer auf ihrem Moped vorbei. Sie sind gerade auf Murmeltierjagt, erklären sie uns. Der Sozius hat ein altertümliches „Schießgewehr“ dabei.
Das Wetter ist wieder wärmer, die Sonne scheint, nur am Abend wird es kalt.
Am Freitag haben wir den Pass mit 2600 Hm in Angriff genommen. Durchschnittsgeschwindigkeit 8 km/h! Der Weg bestand aus großen Steinen und Bächen. Die Landschaft richtig saftig grün. Am Pass, ein großer Ovoo.
Der Weg wurde langsam wieder besser, die Landschaft trockener und sandiger, am Nachmittag kamen wir auch an auffälligen Felsformationen vorbei. Wir konnten kurzzeitig sogar 40 km/h fahren. Bäume gibt es mittlerweile keine mehr. Wir sehen immer wieder Leute mit großen Körben auf dem Rücken die getrockneten Kuh-Kacka als Brennmaterial sammeln. Kurz vor dem Ort Galuut haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen, hier haben wir auch Handyempfang und können e-mails checken. Stephanie und Maritn haben uns geschrieben, dass es nördlich geschneit hat! Gut, dass wir in den Süden fahren.

Am nächsten Tag haben wir die Gänseschlucht besichtigt, in unserem Reiseführer stand etwas von „ca. 20 km süd-westlich von Galuut“. Stefan hat im Dorf nachgefragt und hat den Weg gezeigt bekommen. Nach 18 km erreichen wir tatsächlich die Schlucht. Hier hat man einen schönen Blick auf die umliegenden Berge und auf das grün-gelbe Tal, durch das sich der Bach schlängelt. Wir fahren durch karge Landschaft, vor uns flitzen Erdmännchen, Mäuse und Hamster in ihre Behausungen. Hinter uns kann man noch lange eine Staubwolke erkennen. Am Nachmittag checkt Stefan wieder das Fahrzeug und macht diverse Ölwechsel. Am Sonntag fahren wir in die Stadt Bayankhongor, aus Waschbrettpiste wird am Ortsanfang Asphalt. Hier füllen wir für ein paar Tugrik unseren Wassertank an einem der Wasserhäuschen auf. Kaufen frische Lebensmittel, wobei das Sortiment an Obst und Gemüse eingeschränkt ist (Äpfel, Kartoffeln, Kohl und ein paar Karotten gibt es meistens) es gibt viele deutsche Produke, vor allem von GUT & GÜNSITG. Diesel wird auch getankt (1900 Tugrik/L).

Die Landschaft nach Bayankhongor noch karger, Wüstensteppe. Die Anzahl der Jurten nimmt ab. Es ist richtig windig. Am Boden sieht man immer wieder kleine Echsen huschen. Wir kommen am nächsten Tag wieder an einem Dorf vorbei, hier fließt auch ein kleiner Fluss, den wir überqueren. Haben gleich die Gelegenheit genutzt um Wäsche zu waschen. Wer weiß wann wir den nächsten Fluss sehen.
Bald sehen wir eine Horde Kamele! Die wurde gleich von uns besucht und gestreichelt. Mit unserem lautem Fahrzeug scheuchen wir viele Steppenflughühner auf.
Jetzt kommen auch die ersten Sanddünen. Die Wege sind sandig und weich, rechts und links hohes Wüstengras. Da merkt man schon, dass sich der Unimog anstrengen muss. Die Aussicht bietet ein steiniges Bergmassiv mit vorgelagerten Sanddünen, davor eine Ziegenherde. Zwischen dem Bergmassiv und den Dünen soll es auch einen See geben, den Orog Nuur. Den können wir aber nicht erkennen. Ich versuche das Fahrzeug immer schön auf dem Weg zu halten… nur leider führt dieser Weg irgendwann in die falsche Richtung und wir stehen vor Sanddünen? Einen Abzweig haben wir auch nicht gesehen. Was nun? Stefan klettert auf den Unimog, um mit dem Fernglas von oben nach einem geigneten Weg zu suchen. Umdrehen und nach einem Abzweig suchen oder durchs Gelände? Das Gelände sieht hier garnicht so schlecht aus, Sand-Schotter und viele kleine Büsche. Wir entscheiden uns fürs Gelände. Ok, das Gelände besteht auch aus weichem Untergrund, also haben wir an einer geeigneten Stelle gestoppt und Luft aus den Reifen gelassen. Fahrerwechsel ist angesagt! Das darf der Stefan machen 🙂
Nach ein paar Kilometern Off-Road fanden wir tatsächlich den vom Navi vorgeschlagenen Weg in einem Bachbett! In der Ferne konnten wir fünf Antilopen oder Gazellen weglaufen sehen. Luft wieder in die Reifen und raus aus dem sandigem Gebiet. Wir fahren direkt auf eine Bergkette zu. Wunderschöne, sanfte, zerfurchte grüne Hügel rechts und roter Sandstein links.
Wir sind in der GOBI

 

 

Wir fahren durch die Berge, die Farben des Gesteins wechseln zwischen grau, grün, weiß und rot. Wir sehen immer mehr Kamele. Bei dem Ort Bayaling sind die Wege miserabel. Hier hat es vor nicht allzulanger Zeit geregnet, überall tiefe Fahrspuren im jetzt festem Matsch. Bei einer Pause sehe ich, dass der Unimog hinten links weniger Luft im Reifen hat! Nach einem Blick war klar, wo das Loch ist: Innen an der Flanke. Zum Glück nicht groß. In 15 Minuten hat Stefan es mit der Aale und einer „Flickwurst“ (Vulkanisierungsschnur) dicht bekommen und wir können weiter fahren. Unser Weg führt uns durch wechselnde Landschaft zu uralten Felsgravuren „Bayangiin Nuruu“. Für diese Sehenswürdigkeit hatten wir Koordinaten. Haben aber keinen richtigen Weg dorthin gefunden. Der anfangs gut befahrene Weg verläuft sich immer wieder bzw. wird zu einer einspurigen Motorradstraße oder einem Kameltrampelpfad. Nach langem Suchen finden wir doch noch einen Weg dorthin. Wir haben uns über die ersten Felsgravuren total gefreut, doch als wir die Koordinaten gefunden hatten und die Felsen sahen waren da irgendwie zu viele Zeichnung…. wahrscheinlich nicht uralt. Schade.

Wir verlassen schnell die Gesteinslandschaft und fahren auf ca. 1100 Hm auf einer schier endlosen Sand-Schotter-Ebene mit kleinen Büschen. Am Horizont kann man immer wieder Windhosen beobachten. Hier in der Gegend sieht man fast keine Menschen. Ein Mopedfahrer kam uns entgegen und hat uns zum Halten gewunken. Er hatte keine Luft mehr in den Reifen und nichts dabei. Stefan hat die Reifen wieder gefüllt. Der Mann hat noch eine Flasche Wasser von uns bekommen, davon hat er eine Kapsel voll für die Götter geopfert und in den Himmel gespritzt.
Nach ungefähr 100 km erreichen wir wieder Berge, hier stehen auch wieder Jurten. Es geht über einen Pass auf 1800 Hm, danach immer am Fuße des Gebirges entlang. Die Strecke nach Severei lässt nicht mehr als 20 km/h zu. Hier bremsen uns trockene Bachbetten aus. Wir fahren auch durch rote Sandsteinschluchten.