Kazan bis Ural 18.06. – 27.06.13
Wir fahren auf guten Straßen Richtung Perm, vorbei an riesigen Getreide-, Mais- und Kartoffelfeldern. Weniger Wald und Sumpf. Die gute Straße endet nach ca. 150 km, weiter geht es wieder auf Schlagloch-Sandpiste. In den Dörfern haben wir nach Brunnen Ausschau gehalten um unsere Wasserreserven wieder aufzufüllen. In vielen Dörfern gibt es Pumpbrunnen am Straßenrand. Wir haben an einer Trinkwasserquelle außerhalb eines Ortes gehalten und dort nachgefüllt. Auf dem holprigen Weg zur Fähre hat man irgendwas am auf der rechten Seite der Fahrbahn bewegen sehen, beim näher kommen konnte man zwei Beine erkennen, der Rest lag im hohen Gras und hat geschlafen!? Auf die Fähre mussten wir über eine Stunde warten und auf der anderen Seite ging es wieder mit Sandweg und grandioser Landschaft, Flüsse, Weiher und Wiesen weiter. In der Dämmerung gegen 22 Uhr haben wir in einem kleinen Dorf gehalten und einen Mann, der gerade am werkeln war, gefragt ob wir hier die Nacht über bleiben dürfen. Er hat uns zu einer Wiese hinter der Kirche geführt, die wir mit den paar Kühen teilen durften. Zum Tee in seiner Hütte wurden wir auch noch eingeladen. Es war ein sehr netter Abend mit Nikolaij.
Er wohnt sehr einfach, in einer Holzhütte etwa doppelt so groß wie unsere mobile Wohnfläche. Alles in einem Raum, Toilette hinterm Haus. Strom gibt es aber kein Wasser. Ich glaube im Winter wird es in so einer Holzhütte sehr schnell sehr kalt.
Die weitere Fahrt nach Perm wurde langsam etwas welliger, auf guten Straßen Hügel rauf und wieder runter. In Perm selbst haben wir uns nur etwas umgesehen (die Stadt hat mir nicht so gefallen). Wir haben zwei Nächte mit Blick auf Perm am Ufer des Flusses Karma verbracht. Um dort hin zu kommen mussten wir über eine Brücke, die allerdings tagsüber für LKW über 3,5t gesperrt ist. Diese Schilder übersehen wir aus irgendeinem Grund immer wieder. Diesmal wurden wir von der Polizei rausgewunken (das vierte mal). Lief problemlos, Fahrzeugschein und Führerschein, „ja ni panimaju“ und „nimjetzki, anlißki?“, was soviel heißt wie „ich verstehe nicht! Deutsch, englisch?“ in diesem Satz sind wir bei Polizeikontrollen mittlerweile geübt. Wir durften weiterfahren. Am Fluss war wenig los da ein kurzes Gewitter aufgezogen ist. Dafür am nächsten Tag um so mehr. Wir haben den heißen Tag vor dem Unimog in der Sonne bzw. unter dem Tarp verbracht. Unsere zwei Spaten haben wir an ein paar Jungs verliehen, die ihr Auto festgefahren haben und die Gießkanne hat sich ein Mann zwei Fahrzeuge weiter, zum Auto putzen ausgeliehen… (Die Gießkanne ist normalerweise für unsere Unimog-Balkonpflanzen gedacht).
Wir mussten feststellen, dass wir wieder eine Zeitzone überschritten haben. Wir sind jetzt vier Stunden vor der deutschen Sommerzeit. Am nächsten Tag ging es weiter, haben uns Perm 36 (Gulagmuseum) angesehen. Einem von 1946 – 1987 betriebenen Gefangenenlager für hauptsächlich politisch Gefangene. Das Museum wird zur Zeit wiederhergestellt, leider sind die Beschriftungen nur in russisch. Dafür kostet der Eintritt für Ausländer doppelt so viel. Wir haben es mal als Beitrag zum Wiederaufbau angesehen 😉 . Als wir das Gelände verlassen haben stand ein cooler Landrover aus Frankreich neben uns. Wir haben uns mit dem Fahrer, der auch in die Mongolei und China reisen möchte über Route und Visa ausgetauscht. Am Abend haben wir uns einen schönen Übernachtungsplatz gesucht an dem wir dann für zwei Tage blieben. Direkt an einem kleinen Fluss (ca. 120m breit). Waren am Abend auch noch im Wasser um zu Angeln. Es ging ca. 50m flach ins Wasser, von dort aus konnten wir im hüfthohen Nass gut fischen. Es hat nicht lange gedauert bis beim Stefan was angebissen hat. Der erste Hecht war leider zu klein und durfte weiter schwimmen. Ich hab dann kurz drauf einen Barsch und noch einen Hecht gefangen… das gab ein leckeres Abendessen. Am nächsten Tag war kein Angelwetter, eher ein „im Schatten-Faulenz-Wetter“. Stefan hat ein Auto ein Stück flussaufwärts überbrückt. Der Mann kam dann mit einem selbst gepflückten Blumenstrauß und Bier als Dankeschön zurück. Die Männer haben sich noch übers Angeln und Köder unterhalten und ich durfte eine Runde Schlauchboot fahren. Dann ging es ans Eingemachte: Ich durfte Haare schneiden:-) Oh Oh. Ergebnis siehe Bilder: Am Abend gab es wieder Hecht und selbst gebackenes Brot. Wir haben es mal mit einem Fladenbrot in der Lagerfeuer-Glut ausprobiert. Das Erste war ein Versuch… das Zweite war gut.
Weiter durch Wäldchen, Wiesen und lila Blumenfelder. Am Straßenrad werden Walderdbeeren verkauft. Vor den Häusern meist kleine Gemüsegärten. Insgesamt ist es etwas „bergiger“ bzw. wellig, sanfte Hügel, hoch und wieder runter. Im Tal Flüsse oder Sümpfe mit abgestorbenen Birken. Oben Blick auf Dörfer oder weite Wiesen mit vereinzelten Sträuchern. Die Straße war zeitweise schlecht, Schlaglöcher wurden mit Kopfsteinpflaster geflickt. Der viel verwendete Bitumen auf der Straße ist heiß und sehr weich. Der Asphalt ist immer wieder total verformt, teilweise bilden sich große „Pickel“, Rillen oder er ist am Rand der Straße einfach raus gedrückt. Wir haben die Eishöhlen in Kungur besichtigt. In der Höhle hat es ca. 0 bis -1,5° Celsius. Eine erfrischende Abkühlung. Der Schnee und das Eis entstehen durch Sickerwasser. War beeindruckend, nur etwas zu kitschig beleuchtet. Das Highlight war der hässlich geschmückte und beleuchtete Weihnachtsbaum vor dem Ausgang.(Vor dem besonders gerne Fotos gemacht wurden). Auf dem Parkplatz haben wir das erste mal seit St. Petersburg Wohnmobile gesehen. Aus Deutschland 😉
Es ist Zeit für einen Waschtag, lange haben wir es hinausgezögert. Daher ist die Waschmaschine gut beladen. Das Prinzip der Waschmaschine hat funktioniert! Wäsche, Wasser, Tennisbälle und Waschmittel rein und dann rauf aufs Dach. Wirkung der Tennisbälle ist noch nicht bewiesen 😉 Die Unregelmäßigkeiten der Fahrbahn haben sicher mehr bewirkt.
Wir sind übrigens mitten im Uralgebirge. Wobei Gebirge übertrieben ist. Haben uns zwischen 200 – 300 Höhenmetern bewegt. Immer Richtung Asien! Komisch war nur, dass wir an den Grenzstein von der asiatischen Seite gekommen sind?!