Nowosibirsk bis Irkutsk 10.07. – 22.07.13
Nach Nowosibirsk sind wir Richtung Süden gefahren um abseits der Hauptverbindungsstrecke zu reisen. Am Tom-River bei Novokuznetsk wollten wir ein bisschen Angeln und einen ruhigen Abend verbringen. So ruhig wurde der Abend doch nicht. Zwei junge Männer haben gesehen, dass wir keine Fische an der Leine hatten. Nun wollten sie uns zeigen, wie man in Russland Fische fängt:
1. Schwimmendes Netz, (Größe 1×1 Meter) in den Fluss; 10 Minuten warten; → erfolglos.
2. Schwimmendes Netz in einen Seitenarm des Flusses; eine Stunde warten; mit Steinen die vermeintlichen Fische in das Netz treiben → erfolglos.
3. Angelschnur mit 300g Blei und zwei Haken mit Regenwürmern gespickt in den Fluss werfen; drei Stunden warten → erfolglos
4. Stellnetz (Länge 4 Meter) in den Seitenarm legen; mehrere Stunden warten bis es dunkel wird. Steine in das Wasser werfen, mit Ästen in das Schilf klatschen und im kalten Wasser herumstapfen → erfolglos!
Ok, vielleicht waren ja gar keine Fische mehr in dem Fluss. Ein netter und lustiger Abend bei Lagerfeuer und unseren vorletzten „Nürnbergerle“ war es allemal. Ob der arme Kerl, der immer wieder ins kalte Wasser musste am nächsten Tag eine Erkältung bekommen hat wissen wir nicht. Am nächsten Morgen sind wir keine 30km weit bis Myski gekommen, da wurden wir von einem dunklen Mercedes überholt und zum Anhalten gewunken. Ein Mann in unserem Alter kam zu Stefans Seitenfenster hoch geklettert, hat uns freundlich begrüßt und nach unserem Weg gefragt. Nachdem wir Nikolay auf unserer Papierkarte gezeigt haben was wir vor hatten, telefonierte er gleich mit zwei Leuten um herauszufinden ob dort eine Straße ist: „Keine Straße → wieder zurück und einen Umweg von 600km fahren.“ Er wollte uns klar machen, dass der Weg, den wir fahren wollen nicht existiert. Das hat uns nicht so gefallen, wollten wir doch die kleine Straße der Open Street Map Karte fahren. Nikolay hat uns angeboten in sein Büro zu kommen und nochmal selbst im Internet zu recherchieren. Bei Tee und Süßigkeiten haben wir uns ein wenig unterhalten und er hat uns gebeten zu bleiben und am Abend Jetski zu fahren. Da war der Stefan natürlich sofort dabei! Zuvor hat uns Nikolay mit seinem Auto durch den Ort gefahren und die TOP-Sights von Myski gezeigt: Theater, Freilichtbühne, Schule, Kriegsdenkmal und ein riesiges Kohleabbaugebiet. Da der Pförtner sein Freund war durfte er mit dem Auto in das Gelände fahren. Als Stefan ein paar Bilder vom Verladen der Kohle gemacht hat wurde die Wachfrau aufmerksam, hat geschimpft und die Besichtigung war abrupt vorbei. Der Pförtner wurde alarmiert und zum Glück war er ja Nikolays Freund und Stefan musste die Bilder nicht löschen. In einem normalen Auto zu fahren war für uns ein sehr komisches Gefühl. Wir haben uns mittlerweile an Vmax 80km/h gewöhnt. Am Abend wurde Jetski gefahren. Zu dritt mit 100PS über das Wasser! Ganz schön spritzig und wendig so ein Gerät. Nur in einer Kurve waren wir nicht so wendig und der Jetski ist mit kompletter Besatzung umgefallen. Was anfangs mit einer kleinen Grillrunde begonnen hat wurden dann immer mehr Leute, mehr Bier und mehr Whisky und wir hatten einen feuchtfröhlichen Abend! Immer wieder ist jemand mit dem Auto Bier- oder Brennholznachschub holen gefahren, die Gitarre wurde heraus geholt und unsere letzten „Nürnbergerle“ wurden geteilt. Den nächsten Tag haben wir noch ruhiger als sonst begonnen und gemütlich am Fluss gefrühstückt. Als Nikolay dann mit seinem kleinen Sohn vorbei kam sind wir nochmal aufs Wasser und Stefan hat auch ein paar Runden selber gedreht. Nach der Verabschiedung sind wir dann natürlich doch in Richtung des geplanten Offroad-Tracks gefahren, da von einem älteren Herren bestätigt wurde, dass der Weg sehr schön und für unseren Mogmog machbar ist.
Offroad Track Mezhdurechensk → Askiz
Essen, Wasser und Dieselreserven wurden gefüllt und dann ging es los… ins Abenteuer 🙂 Weg von der Hauptstraße müssen wir eine Schwimmbrücke und eine Schranke passieren, dann geht die fahrt auf einem Schotterweg weiter. Immer an kleinen Bächen entlang. Neben uns bewaldete Berge. Auf den Hängen wird Heu eingeholt und nach ca. 60 Km kommen wir an dem ersten und einzigen Dorf vorbei. Vor dem Dorf biegen wir auf einen kleineren Weg ab. Teilweise haben wir beidseitig Kontakt mit dem Laubwerk. Doch dann kommt uns etwas riesiges, orangefarbenes entgegen. Ein KAMAZ Truck. Nach der Regel „Der kleinere muss ausweichen“ waren wir ausnahmsweise mal an der Reihe und finden auch eine gute Möglichkeit. Zum Glück, denn Streckenweise wäre über mehrere Kilometer keine Ausweichstelle gewesen. Der Track führt an Holzfäller Camps und verlassenen Steinbrüchen vorbei. Die anfänglich oft überquerten Holzbrücken werden durch Wasserdurchfahrten ersetzt. Als der Bach unsere Fahrbahn ist und die Steine immer größer und spitzer sind, bin ich lieber einmal voraus gegangen und habe Stefan am Steuer die Ideallinie gezeigt. Jetzt einen platten Reifen wechseln und wir wären ganz schön nass geworden. Ob wir die nächsten 75km schaffen? Doch am Ende stand ein Geländewagen und daneben die gesamte Mannschaft die uns bei der Flussauffahrt zu gesehen hat. Wir unterhalten uns nett und sie meinen, dass unser Mog da schon durchkommt, wir müssten halt langsam fahren. Auf geht’s! Alles im 1. 2. oder 3. Gang (..von 8Gängen). Weitere Wasserdurchfahrten, Auf- und Abfahren und Verschränkungen. Auf den Bildern und Videos sieht das ziemlich harmlos aus. Wenn man aber drinnen sitzt und daran denkt, dass wir mit einem 8-Tonnen „Wohnmobil“ unterwegs sind ist das schon beachtlich. In einer längeren Auffahrt wieder Gegenverkehr. Da die Strecke so entlegen ist hält man auch meistens an und unterhält sich ein wenig über Start und Ziel, Streckenzustand usw. Hier kommen uns Goldgräber entgegen! Alexandr, ein echter Goldgräber und der Professor mit ein paar Geologie-Studenten, die in diesem Bereich des Altai forschen. Gold gibt es hier aber nur in sehr kleinen Partikeln. Sie zeigen uns einen Stein, an dem ein winzig kleiner Goldpartikel zu erkennen ist. Wir berichten dann über unsere Reise und zeigen unser kleines Eigenheim. Der Professor, der sowohl seht gut Englisch und auch Deutsch spricht, versteht unsere Vorhaben. „Crazy…. Crazy“ meint Alexandr, vielleicht hat er Recht. Nach der Verabschiedung finden wir einen schönen Übernachtungsplatz und es wird mal wieder am Lagerfeuer gegrillt. Weiter fahren wir immer zwischen 600Hm und 1000Hm über kleine Pässe und Täler, die etwas breiter werden, genau so wie die Flussdurchfahrten. Auf einmal sind auch riesige Steinbrüche, Verladestellen und Eisenbahngleise zu sehen. Nach ungefähr 160km Offroad, bei denen wir die letzten 100km nie schneller als 15 km/h gefahren sind, erreichen wir eine richtige Straße und haben wieder Asphalt unter den Reifen. Leider. Wir fahren weiter aus dem Tal und fast übergangslos ändert sich die Landschaft. Kein Wald mehr, dafür steppenartige Grashügel mit dornigen Sträuchern. Noch einmal übernachten wir in der Wildniss und dann machen wir wieder Strecke Richtung Osten. Nach weiteren 3 Tagen auf langweiligen Straßen mit nervigen Baustellen (Offorad hat uns doch viel besser gefallen) erreichen wir Irkutsk. Hier lassen wir unseren Mogmog noch einmal checken, da der Reifenverschleiß und Geradeauslauf weiterhin schlecht ist. Nun müssen wir ca. zwei bis drei Wochen auf die bestellten Teile warten.