Ausreise Russland 16.08 – 19.08.2013
Nachdem die Teile am Freitag wirklich kamen sind wir Richtung Grenze aufgebrochen. Am südlichen Ufer sind wir bei Sonnenschein noch ein letztes mal in den Baikalsee gehüpft. Ab Babushkin wurde die Strecke zur Grenze abgekürzt, weg von der Hauptstraße, rauf auf schöne Waldwege. Leider war der Weg weder auf unseren Papierkarten noch auf OSM zu finden. Von Coco und Phil haben wir eine Karte abfotografiert, in der ein Weg eingezeichnet war… den wollten wir finden. Bei jeder Weggabelung haben wir uns wieder neu entschieden… den gesuchten Weg haben wir nicht gefunden… angekommen sind wir nach zwei Tagen aber trotzdem. Am 19ten waren wir im Grenzort. Haben dort nochmal vollgetankt und eingekauft. Hier hat sich auch eine Frage, die mich eigentlich schon seit zweieinhalb Monaten beschäftigt geklärt: „Wie schaut in Russland ein Leichenwagen aus?“ Wir haben soooo viele Friedhöfe gesehen, meist direkt neben den Dörfern aber manchmal auch weiter weg. Einen Leichenwagen, so wie er in Deutschland aussieht konnte ich nirgends erkennen…. und am letzten Tag…. wir kommen aus dem Supermarkt… und vor uns steht Einer. Ein Kleintransporter mit offener Ladefläche, hinten drauf ein in roten Samt eingeschlagener Sarg und die hier üblichen Kunststoffblumenkräze daneben! Wow… jetzt ist das Rätsel gelöst. Nach diesem Erlebnis ging es zur Grenze. Dort hielten wir uns genau eine Stunde auf, lief alles problemlos. Kurzer Blick in die Klappen und in ein paar Schubladen, dann ganz genaue „Gesichtskontrolle“ und das wars. Am 19.08.2013 um 13:45 Uhr verlassen wir Russland. Auf Wiedersehen! Wir kommen gerne wieder.
Zum Schluss noch ein Paar Worte, die uns zu Russland so einfallen.
Das Land ist so ewig groß, wir haben einen kleinen Teil davon zu sehen bekommen… und das meiste war echt schön. So viel Natur, viele Seen, Flüsse, Bäche, Weiher, Sumpfgebiete, Wälder… anfangs nur flaches Land und viele Birken. Später, wurde es auch etwas bergiger, toll. Bedingt durch das viele Wasser gab es leider auch viele viele Schnaken und andere Flieg- und Stechtierchen. Aber trotzdem schön. Die kleinen Dörfer mit ihren Holzhäusern (wohnen möchte ich da allerdings nicht drinnen). Die meisten Haushalte haben keinen Wasseranschluss, es gibt Brunnenanlagen, bei denen Wasser geholt wird. Das ist natürlich gut für uns und wir können überall problemlos Wasser tanken. Wie das alles im Winter abläuft ist sicher auch interessant… aber ich glaube das wäre trotz Standheitzung vor allem für mich zu kalt! Wettermäßig hatten wir richtig Glück, ich würde sagen 90% der Zeit, die wir hier waren war sehr schönes, heißes Wetter. Sibirien im Sommer ist empfehlenswert.
Die Leute, die wir trafen waren sehr (gast-) freundlich. Uns wurde oft Frühstück und ne Dusche angeboten!? Erst haben wir uns ein bisschen über das Angebot der Dusche gewundert… vielleicht wär es tatsächlich nötig gewesen.. aber ich glaube die meisten Leute können sich nicht vorstellen, dass es in einem Auto fließend Warmwasser und sogar eine Dusche gibt.
Wir bekamen oft ein Lächeln… und oft mit Zahnlücke oder Goldzähnen 🙂
Die Fahrweise war oke… anders als in Deutschland. Es wird ohne Bedacht auf Material gefahren. Gerne wird auch in den Kurven oder einfach am „Seitenstreifen“ überholt. Motorradfahrer ohne Helm oder unangeschnallte Autofahrer sieht man nicht selten. Dafür wird an den Zebrastreifen konsequent angehalten. Die Hauptverbindungsstraßen waren meist gut ausgebaut, asphaltiert, hin und wieder Baustellen. Die kleineren Straßen waren relativ gut fahrbar, wenn man Glück hatte gab es dort auch neuen Asphalt… oder schöne Erd/Sandwege ohne Schlaglöcher. Allerdings hatten wir auch oft richtig schlechte Hoppelstraßen unter den Reifen 🙁 Verkehrspolizisten gab es echt viele und alle haben so einen lustigen schwarz-weißen oder roten Wedelstecken, die haben uns auch öfter mal kontrolliert. Auf dem Wasser ist übrigens kein Bootsschein oder sonstiges für Motorboote oder Jet-Skis nötig. So wie man auch ohne Lizenz überall angeln darf… großartig (auch wenn sich der Erfolg in Grenzen hielt)
Essenstechnisch gib es alles was man braucht (außer Gelierzucker). Die Geschäfte haben auch Sonntags offen, teilweise sogar 24 h. Im Westen gibt es viele richtig große Einkaufcenter, die nehmen aber Richtung Osten ab. In den Dörfern gibt es kleine Läden „Magazin“ oder „Produktie“ in denen es die wichtigsten Sachen zu kaufen gibt. Meist mit Bedienung. Was wir hier gerne gegessen haben und in Deutschland noch nie gesehen haben ist geräucherter Käse. Den gibt’s als geflochtenen Zopf bestehend aus vielen Käsestreifen. Die Lebensmittelpreise sind vergleichbar mit Deutschland… bzw. höher, Obst und Gemüse wird viel importiert. Wir haben auf unserer Strecke keine Obstbäume gesehen… der Sommer hier ist halt doch zu kurz.
Dafür sind die Spritpreise günstig, mit 27 bis 32 Rubel pro Liter Diesel (zwischen 61 und 73 Cent).
In den Städten gab es jeden Abend Feuerwerke… schön, wie an Silvester. Übernachtungsplätze haben sich überall ohne Probleme finden lassen, ob in der Natur oder in den Städten, hat keinen gestört. Was noch aufgefallen ist waren die vielen Apotheken… überall. Und die schlanken, hübschen Frauen auf High-Heels. Und Adidas ist total angesagt. Es gibt viele braun-gebrannte, blonde Leute mit extrem blauen Augen… echt unheimlich manchmal.
Müll liegt leider überall neben den Straßen.